Dienstag, 24. September 2013

Kapitel 13- The day after the night

Jänner

Eine düstere und bedrückte Stille lag auf Hogwarts. Seit nunmehr drei Wochen waren Albus Potter und Imogene Malfoy wie vom Erdboden verschluckt. Unter den Schülern waren Gerüchte aufgekommen, eines wilder als das andere, doch alle mit dem selben Kern: Imogene sei schwanger und mit Albus durchgebrannt.
Alles Blödsinn. Zumindest war Lily Potter davon überzeugt. Ihr Bruder war vielleicht nicht der vorbildlichste Schüler gewesen, aber das traute sie ihm nicht zu. Und ihrer besten Freundin im Übrigen auch nicht. Da musste etwas anderes dahinter stecken, vielleicht etwas Böses. Mit ihrer Theorie stand sie aber ziemlich alleine da. Unterstützung bekam sie dabei von der Person, von der sie es am wenigsten erwartet hätte: Narcissa Malfoy.
Auch sie war mehr als überzeugt davon, dass Imogene nicht einfach so verschwunden wäre. Zudem sie sich sicher war, dass hinter allem eine Person steckte und diese war niemand anderes als ihre Schwester Bellatrix. Zuerst war es ihr wirklich unmöglich erschienen, schließlich wusste sie zu gut, dass sie durch Molly Weasleys Angriff gestorben war. Und ja, sie war auch wirklich gestorben. Doch Cissy hatte nachgeforscht und herausgefunden, dass vor zwei Jahrzehnten ein schwarzmagischer Versuch durchgeführt worden war, bei dem Körper und Seelen zurückgeholt wurden. Die Möglichkeit, dass Bella eine davon war, schien ziemlich hoch zu sein. Der ausführende Zauberer war inzwischen längst verstorben, geküsst von den Dementoren. Deshalb konnte sie ihn nicht selbst fragen. Sie glaubte nicht, dass sich Andromeda und sie täuschten. Die Frage war nur: Warum Imogene und was hatte sie vor?

Februar

Schneeflocken tanzten vor dem Fenster an dem Imogene Stellung bezogen hatte. Sie war erschöpft, ausgelaugt und sie vermisste ihre Familie. Wenn sie denn einmal sie selbst war. Mittlerweile hatte sie festgestellt, dass sie nicht mehr alleine in ihrem Körper war, sondern ihn sich mit einer weiteren Seele teilte. Wäre sie nicht selbst davon betroffen, hätte sie niemals geglaubt, dass so etwas möglich war. Und sie war nicht die einzige, Albus war ebenso ein Wirt geworden. Das war die Erklärung für die Verbindung, die sie zu ihm gespürt hatte. Es war gar nicht eine Bindung zu Albus selbst gewesen, sondern die Bindung der beiden fremden Seelen.
Das war äußerst niederschmetternd. Durch diese Situation war sie zwar auch Al näher gekommen, aber jetzt fühlte es sich falsch an. Weil sie nie sicher sein konnte, was ihre Gefühle waren und was die der Frau in ihrem Körper, die sich als Bellatrix Lestrange rausgestellt hatte. Ihre Tante. Das war doch widerlich.
“Alles okay?”, drang Albus’ Stimme an ihr Ohr. Sie fuhr zu ihm herum und musterte ihn eingehend. Sie hatte gelernt zu unterscheiden, wann es Albus war und wann es er war. Sie schluckte kurz. Er war niemand anderes als der bekannteste und gefürchtetste Schwarzmagier aller Zeiten. Tom Vorlost Riddle. Jedesmal wenn sie daran dachte, lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Und unbändige Angst. Sie durften das Haus nicht verlassen. Sie durften keine Briefe schreiben. Bellatrix und Tom hatten die Kontrolle über ihre Körper erlangt, verließen das Haus jedoch nur unter Anwendung des Vielsafttranks. Immerhin wurden die beiden Kinder überall gesucht.
“Wann war das letzte Mal alles okay?”, fragte sie schließlich zurück, als sie sicher war, Al vor sich zu haben. Er trat auf sie zu und griff nach ihrer Hand: “Es tut mir leid, dass ich nichts tun kann.” Wie immer lief ein elektrisierendes Gefühl durch ihre Finger, als er sie berührte, doch schnell schüttelte sie den Kopf: “Das ist doch wohl am wenigsten deine Schuld.”
Er konnte noch weniger dafür als sie. Imogene war sogar der Ansicht, dass ihr Interesse an ihm, ihn zu einer Zielscheibe gemacht hatte. Und damit hatte sie sicher nicht unrecht.
“Keiner von uns hat Schuld”, sagte Al eindringlich und nahm ihr Gesicht in ihre Hände, sah ihr ernst in die Augen, “hörst du? Wiederhole meine Worte: Niemand hat Schuld.”
Der Potter hatte ja leicht zu reden. Selbst in dieser verqueren Situation schlug ihr Herz Kapriolen in seiner Gegenwart, besonders wenn er so nahe war.
“Niemand hat Schuld”, wiederholte sie fast flüsternd und glaubte sich selbst kein Wort. Al schien es ihr auch nicht abzukaufen und ließ sie seufzend wieder los.
“Wir werden hier schon irgendwie rauskommen”, meinte er ernst und schritt wieder umher. Imogene schluckte und blickte wieder aus dem Fenster: “Wie kann man vor sich selbst fliehen?”

März

Astoria und Draco standen am Eingangstor ihres Anwesens, die Mienen zu Stein erstarrt. Beide hatten die selbe ablehnende Haltung verschränkter Arme eingenommen und starrten gerade aus. Eine Gestalt mit schwarzem Umhang näherte sich ihnen rasch und warf immer wieder Blicke über ihre Schulter, fast so, als würde sie verfolgt werden. Was in Anbetracht der Tatsache, wohin sie wollte und was sie zu klären hatte, gar nicht so abwegig war.
Am Eingangstor angekommen, schob Narcissa ihre Kapuze zurück und begrüßte ihren Sohn und ihre Schwiegertochter knapp, ehe sich alle drei ins Innere des Anwesens zurück zogen.
“Wir haben Grund zur Annahme, dass sie irgendwo im Norden sind”, kam Narcissa ohne Umschweife zum Thema, “und, mittlerweile bin ich mir sicher, dass Bellatrix ihre Finger im Spiel hat.”
Dracos Miene war ernst und undurchdringlich, doch seine Mutter kannte ihn. Er war sehr in Sorge. Astoria saß nur schweigend am Tisch, kannte sie Bellatrix schließlich nicht persönlich und hatte nur eine Ahnung davon, was es bedeutete.
“Wieso hat sie ausgerechnet Imogene entführt?”, fragte die gebürtige Greengrass und Draco und Narcissa wechselten einen kurzen Blick, ehe Cissy antwortete.
“Weil es die Familie ist”, gab sie zögernd von sich, “und Albus, weil es der Sohn von Harry ist.”
Stille breitete sich über die Familie aus, in jener Narcissa unruhig mit den Fingern auf der polierten Tischplatte trommelte. Sie hatte ein mehr als ungutes Gefühl bei der Sache und vermutete auch noch eine andere Möglichkeit, warum Bella ausgerechnet Gene genommen hatte. Sie vermutete, dass ihre Schwester ihr Geheimnis kannte und sie treffen wollte. Aus Rache, möglicherweise, weil sie nicht am Kampf teilgenommen hatte. Zuzutrauen wäre es ihr auf jeden Fall, dessen war sich Cissy sicher.
“Aber wie kommst du darauf, dass sie im Norden sind, Mutter?”, durchbrach Dracos leise Stimme das Schweigen und in seinen graublauen Augen tobte ein Sturm, wie man ihn nur selten bei ihm sah. Und doch war es nachvollziehbar, ging es hier doch um seine Tochter, die er fünfzehn Jahre lang aufgezogen hatte. Dass sie nicht war, wie sie sein sollte, war ihm zwar immer ein Dorn im Auge gewesen, aber wenn man die Umstände betrachtete, von denen nur die drei versammelten Erwachsenen und Lucius wussten, dann musste er darüber mehr oder weniger hinweg sehen.
“Es gab dort Berichte über mysteriöse Todesfälle”, entgegnete Narcissa mit ernster Miene, “die alle Bellas Handschrift tragen. Die Muggel sind natürlich ratlos und das Ministerium ist einfach zu dumm, um sie zu finden. Wir wissen nicht, in welcher Art Bellatrix lebt und sich fortbewegt. Andromeda ist erstmal vor Ort und ich werde auch hinreisen, sobald wir hier fertig sind.”
Einen Augenblick lang entgleisten Dracos Gesichtszüge und er sah mehr wie Lucius aus, denn je, als dieser von ihrem Treffen mit Andra erfahren hatte. Familie, dachte Narcissa nur.
“Seit wann hast du mit ihr wieder zu schaffen?”, fragte Draco argwöhnisch und auch sichtlich unbegeistert. Er wusste schließlich um Andromedas Verbannung und auch die Gründe waren ihm sehr gut bekannt.
Cissy sah ihn finster an: “Urteile nicht über die Entscheidungen deiner Mutter, junger Mann. In Zeiten wie diesen, kann jede Unterstützung wichtig sein. Andromeda liegt es genauso nah wie uns, Imogene heil und unversehrt wieder bei uns zu haben.”
Draco griff nach dem Tagespropheten und schlug ihn auf, um dahinter zu verschwinden: “Tu, was du für richtig hältst. Ich kann es dir sowieso nicht ausreden. Obwohl ich dachte, Vater würde es verhindern.”
Narcissa erhob sich und griff nach ihrem Schal: “Ich habe ohne sein Wissen gehandelt, Draco. Ich bin nicht davon abhängig, was er sagt. Seine Begeisterung hielt sich allerdings ebenso in Grenzen wie die deine. Haben sich Scorpius und Aranea gemeldet?”
Astoria nickte: “Sie ärgern sich darüber, nicht aktiv an der Suche beteiligt sein zu können, halten die Augen aber in Hogwarts offen. Dort herrschen teilweise chaotische Zustände seit dem Verschwinden von Imogene und Albus.”
Cissy nickte. Das war zu erwarten gewesen. Sie hatte es gewusst, als sie in die Augen von Miranda Fletcher geblickt hatte. Das war erst der Anfang gewesen und die Malfoy sorgte sich darum, was noch folgen würde. Sie mussten die Kinder endlich finden, soviel stand fest.
“Schickt eine Eule, wenn es Neuigkeiten gibt”, sagte Narcissa und verabschiedete sich mit einem Nicken bei Draco und Astoria, ehe sie das Haus verließ, die Einfahrt runterging und disapparierte, um ihrer Schwester zu helfen.

*~*~*

Aranea saß in der Bibliothek und brütete über einem Wälzer, den sie unter normalen Umständen nichtmal eines Blickes gewürdigt hätte. Bei ihr saßen Scorpius und Zabini, ebenfalls Nathaneal. Sie alle versuchten einen Weg zu finden, Imogene und Albus zu retten, obgleich sie nicht wussten wovor. Albus war ihr dabei relativ egal, es ging um ihre Schwester. Sie schob dem Potter sogar die Schuld in die Schuhe, dass sie verschwunden war und überging dabei die Tatsache, dass er selbst vom Erdboden verschluckt war.
“Schon was Neues rausgefunden?”, erklang die Stimme von Fred Weasley, ehe er Aranea einen Kuss auf die Wange gab und sich neben sie setzte. Sofort glitt ein leichtes Lächeln über ihre Lippen, welches aber schnell wieder erstarb und sie schüttelte den Kopf.
“Nein. Da wir nicht wissen, was wir konkret suchen, ist es auch schwer etwas zu finden”, erwiderte die Malfoy seufzend und lehnte sich an ihren Freund. Scorpius sah die Beiden mit einem missbilligendem Blick an: “Wenn irh weniger turteln und mehr suchen würdet, hätten wir das Problem sicher schon längst gelöst.”
Nea lachte und sah ihren Bruder amüsiert an: “Nun hab dich doch nicht so, nur weil du notorisch untervögelt bist.” Fred grinste über ihre Worte, doch Scorp lief vor Wut rot an und starrte die Jüngere mit kaltem Blick an: “Lehn’ dich nicht zu weit aus dem Fenster, Schwesterchen. Sonst wachst du eines Morgens vielleicht ohne Haare auf.”
Die Blondine zischte, doch dieses Mal ging Nate dazwischen, bevor ein lautstarker Streit entstehen konnte: “Ein Streit hilft uns auch nicht weiter. Ich würde meine Verlobte gern lebend wiedersehen und keine Zeit mit Zänkereien verschwenden.”
Fred, der sich immer über eine solche Ausdrucksweise lustig gemacht hatte, war jetzt unglaublich ernst: “Wir werden sie auch lebend wiederfinden, Nate. Imogene ist stärker als sie aussieht, die kann einiges wegstecken.”
Selbst Adrian verkniff sich ein Kommentar und beugte sich wieder über das Buch. Scorpius bekam es mit Schuldgefühlen zu tun, ein weiteres Mal. Er hatte eine ungefähre Ahnung, was ablief, immerhin hatte Miranda ihn eingeweiht. Woher sie das wusste, war ihm hingegen ein Rätsel. Aber ihm war aufgefallen, dass sie in letzter Zeit ziemlich oft abwesend war. Wenn er sie darauf ansprach, machte sie vollkommen dicht, weil er damit nichts zu tun wollen hatte. Hätte er zumindest Interesse geheuchelt, dann hätten sie Gene und Al sicher schon längst wieder gefunden. Er könnte sich selbst dafür lynchen.
Woher hätte er auch wissen sollen, dass es so ernst war? Seufzend fuhr er sich durchs malfoyblonde Haar und stand schließlich auf: “Ich denke, ich suche uns jemanden, der uns eher weiterhelfen kann.” Bevor irgendeine Frage aufkommen konnte, verließ er die Bibliothek und auch gleich das Schloss.
Draußen zündete sich der Malfoy erstmal eine Zigarette an, um runterzukommen. Denn er konnte selbst nicht glauben, was er vorhatte. Beziehungsweise, wen er vor hatte zu fragen, ob sie ihnen helfen würde. Die Rede war von niemand geringerem als Rose Weasley.

Binnen kürzester Zeit hatte er den roten Haarschopf der Vertrauensschülerin auch schon gefunden, da es nur wenige Orte gab, an denen sie sich aufhielt. Und in der Bibliothek war sie ja schon nicht gewesen.
“Rose!”, rief er ihr zu und sie wandte sich zu ihm um. Das tiefe Blau ihrer Augen traf ihn jedes Mal aufs Neue, wenn sie ihn mit diesem Blick ansah, der nur aussagte, dass sie kein Interesse an einer Unterhaltung mit ihm hatte. Doch in den letzten Monaten hatte sich in diesen Blick auch große Sorge um ihren Cousin gemischt. Und um ihre Freundin Imogene.
“Was willst du, Malfoy?”, fragte sie in der Absicht argwöhnisch zu klingen, doch er hörte heraus, dass sie hoffte, er hätte gute Nachrichten. Und es gefiel ihm nicht, sie enttäuschen zu müssen. Selbst wenn sie nie sowas wie Freunde waren und auch nie werden würden, hegte er mittlerweile doch so etwas wie Sympathie für das Mädchen.
Sie war klug, konnte sehr nett sein und sah auch nicht schlecht aus. Zudem hatte sie Feuer und das gefiel ihm ziemlich gut, wenn er das auch nicht zugeben würde. Bei Aranea nervte ihn nämlich genau dieses Feuer, weil sie dadurch zur Zicke mutierte.
Doch die Aussicht, sie um Hilfe bitten zu müssen, war trotzdem ziemlich bitter. Und wäre es nicht so wichtig, hätte er es auch nie getan: “Wir brauchen deine Hilfe. Bitte. Wir kommen einfach nicht weiter.”
Rose sah ihn fassungslos an. Scorpius Malfoy wollte ihre Hilfe? Das war ja wie Weihnachten und ihr Geburtstag zusammen, mit dem bitteren Beigeschmack von Sorgen, die sie sich alle beide machten.
Es war an der Zeit, die Familienfehde zu umgehen und gemeinsam zu handeln, um ihre Familienmitglieder zu retten, das wusste auch die Weasley. Also stimmte sie zu und nahm die Hand, die er ihr anbot.
“Das ist ein Friedensangebot auf lange Zeit, Malfoy. Ich hoffe, du bist dir dessen bewusst”, merkte die Rothaarige sehr ernst an und Scorpius nickte: “Das weiß ich. Und ich habe nicht vor, es zu brechen.”

*~*~*

Bellatrix stand am Hügel und blickte auf das Dorf hinab, das sich unter ihr erstreckte. Ein mädchenhaftes, aber boshaftes Lächeln umspielte die Lippen der Blondine. Wieder zwei Schlammblüter weniger, wieder zwei Phiolen mehr mit lebensspendendem Blut. Sie wusste nicht wieso es so war, doch selbst mit ihrem neuen Körper brauchte sie Blut, um ihre Seele weiterhin an diesen zu binden. Sie stellte es auch nicht in Frage, solange es wirklich etwas brachte.
Oh, gleich wurde es spannend. Die Tochter der Schlammblüter kehrte nach Hause ein. Es dauerte nicht lange bis ein gellender Laut die Stille des Dörfchens durchriss. Was für eine Genugtuung das doch war! Wie ein Energieschub wirkte sich das Leid des Menschen auf sie aus. Als sie Schritte hörte, wirbelte sie herum. Doch es war nur Tom, der auf sie zukam.
“Hast du es?”, fragte er ohne Umschweife nach und ein Ausdruck grenzenloser Verehrung trat ins Gesicht der blonden Frau, als sie ihm die Phiolen reichte.
“Ja, Herr”, gab sie leise zurück, trotzdem überschlug sich ihre Stimme in einem Anflug von Euphorie. Sie war immer noch die selbe fanatische Anhängerin ihres Lords, wie sie es schon vor vierzig Jahren gewesen war. Mit zwei Unterschieden: Sie hatte einen jungen und schönen Körper und sie war fast so mächtig wie Tom selbst. Und das gefiel ihr außerordentlich gut.
“Sehr schön. Der blaue Mond wird bald am Himmel stehen und dann ist es Zeit für ein neues Regime. Potter stand lange genug an der Spitze”, murmelte Tom und blickte ebenfalls zum Dorf hinunter, wo jetzt Krankenwagen um die Kurve bogen und vor einem kleinen Haus stehen blieben. Doch er wusste, dass dieser überflüssig war. Es war längst zu spät und keine Wiederbelebungsmaßnahme der Welt konnte die beiden Schlammblüter wieder zurückholen.
“Wir sollten allmählich zurück. Der Trank verliert seine Wirkung”, meinte er nach einen Moment der Stille und ging mit sicheren Schritten zum Wald, verschwand zwischen den Bäumen und nahm an der kleinen Hütte wieder Gestalt an, wo er allmählich anfing, das Aussehen eines stattlichen Mannes zu verlieren und schrumpfte, schlanker wurde, bis der Körper von Albus Potter an seiner Stelle stand. Das war der Moment, an dem es auch als Geist galt, sich zurück zu ziehen.

Albus blickte in seine Hand, welche zwei Phiolen mit roter Flüssigkeit festhielt. Ihm wurde schlecht und er legte sie aufs Regal an der Wand. Er wusste, dass es Blut war und auch, dass er es besser unangetastet ließ. Als er zum ersten Mal mitbekommen hatte, dass er nicht mehr Herr seiner Sinne war, hatte er die Phiolen vor Schreck zerstört, woraufhin Imogene- oder besser gesagt Bellatrix- mit einem Cruciatos hatte büßen lassen. Und auf eine Wiederholung davon war er nicht gerade scharf.
Apropos Imogene, wo blieb sie? Es war selten, dass sie nicht beide zur gleichen Zeit ihre Körper hergeben mussten und er schätzte, dass sie auch jetzt jeden Moment kommen musste. Es sei denn, Bellatrix wurde unvorsichtig. Wie sehr er sich das wünschte! Dass jemand ihn oder Gene erkannte und das weiterleitete ans Ministerium, an die Aurorenzentrale..an seinen Vater.
In diesem Moment schlug die Tür auf und Imogene kam herein, mit Schnee in den Haaren und bläulichen Lippen. Und definitiv auch wütend.
“Was ist passiert?”, fragte Al sofort und zog sie in die Hütte, bevor er die Tür zumachte, “du bist ja total durchgefroren!”
“Diese verdammte eingebildete Kuh wollte unbedingt noch etwas Spaß haben”, antwortete Imogene in verächtlichem Tonfall, “der damit geendet hat, dass ich vor ein paar Hunden davon laufen durfte wie ein Kaninchen und schließlich im Schnee gelandet bin.”
Niemals hatte die junge Malfoy gedacht, Hass empfinden zu können. Abneigung ja, aber Hass? Doch sie hasste Bellatrix abgrundtief, mit jeder Faser ihres Herzens. Sie hasste sie dafür, was sie ihr antat, was sie ihrer Familie antat und was sie Albus antat. Und dafür, dass sie Voldemort irgendwie wieder zurückgeholt hatte und Albus als dessen Wirt benutzte.
Imogene hasste sie so sehr, dass sie sich oft vorstellte, sie zu töten. Aber so wie es im Moment aussah, würde das bedeuten, sich selbst töten zu müssen und das würde erstmal nichts bringen, da immer noch Voldemort existierte.
Albus nahm eine Decke zu sich und legte sie Imogene um die Schultern, während er ihrem Wutausbruch lauschte. Wäre es nicht so schrecklich ernst, dann wäre es zu komisch gewesen, da Imogene wahnsinnig süß aussah, wenn sie wütend war. Nur ihre Augen brachten diese Gefühle rüber, kalt und abweisend, wie ein rauher Sturm auf dem Meer.
Es war faszinierend, vorallem, weil er sie sonst nur als schüchternes und verträumtes Mädchen kannte. Die Umstände, die sie zu dieser Art verleiteten, waren zwar nicht gerade rosig, dennoch.
“Beruhig dich, Gene”, sagte er ruhig, “du beißt dir noch die Lippe blutig.” Zähneknirschend ließ Imogene davon ab, sich in die Unterlippe zu beißen, ehe sie seufzte: “Ich will nur, dass es endlich aufhört, Albus. Ich hasse diese Machtlosigkeit.”
Al nickte. Er verstand ganz genau, was sie meinte.

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