Mittwoch, 18. Juli 2012

Kapitel 4- Hass oder Liebe? Hassliebe?

Der Zug hatte sich gerade erst in Bewegung gesetzt, als auch schon die Tür zum Abteil der Malfoykinder aufging und sowohl Zabini als auch Miranda auftauchten.
“Gefunden”, flötete die Schönheit und setzte sich direkt neben Scorpius. Imogene musterte sie ein wenig abschätzig. Es lag normalerweise nicht in ihrer Natur, sich Urteile über andere zu bilden. Aber wenn eine Siebzehnjährige Schülerin ihren Ausschnitt bis zum Bauchnabel trug- und das schaffte sie mit der Schulbluse- dann konnte sie nicht anders.
Das war doch einfach widerlich oder?
Imogene warf einen blick zu ihrer Schwerster, die Miranda ebenfalls leicht abschätzig musterte.
Anders als Gene war Aranea am Leben anderer brennend interessiert und stand selbst gern im Mittelpunkt.
Und lästern gehörte auch ganz groß dazu.
“Deine Party war mal wieder sagenhaft, Scorpius”, flötete Miranda und schmiss sich förmlich an Scorp ran. Angewidert verzog Imogene das Gesicht und sah zu Nea: “Wie war’s eigentlich bei Oma und Opa?”
“Wunderschön! Grandma war enttäuscht, weil du nicht mitgekommen bist”, erklärte die Ältere der Zwillinge spitz.
Schuldbewusst starrte Gene auf ihre Hände: “Ich konnte nicht. Ich musste mich auf das neue Schuljahr vorbereiten.”
Aranea verdrehte die Augen: “Oh bitte! Ich hab mich auch nicht vorbereitet und du lernst viel leichter als ich!”
“Deine Schwester hat recht, Kätzchen”, kam es von Zabini und er legte Gene einen Arm um ihre Schultern, “noch bist du jung, also genieße dein Leben!”
“Kätzchen?”, nuschelte Imogene irritiert.
“Vergiss es, Zabini. Meine Schwester hat nen Besen im Hintern”, winkte Scorpius ab.
Imogene errötete: “ist doch gar nicht wahr!”
“Lasst sie doch!”, ging Aranea dazwischen und schüttelte den Kopf. Nur sie durfte auf Imogene herumhacken!
Miranda lachte: “So unschuldig, wie sie tut, ist sie doch gar nicht!”
Die Zwillinge sahen erstaunt zu ihr: “Was soll das denn heißen?”
Scorpius grummelte, während die Slytherin antwortete: “Auf der Party hat das Engelchen mit mindestens drei Typen geknutscht, bevor sie mit Adrian gekuschelt hat.”
Dieser grinste: “Deshalb das >>Kätzchen<<.” “Aber...”, stammelte Gene fassungslos, ehe Aranea ihr ins Wort fiel: “Schwesterherz...ich bin entsetzt! Wirst du schon wie unser Bruder?” “Ich weiß das gar nicht mehr!”, widersprach Gene aufgelöst. “Natürlich nicht, du warst ja auch total betrunken”, frohlockte Miranda schadenfroh. “Eine Schande für die Familie”, hängte Scorpius dran. Tränen traten Imogene in die Augen, gegen welche sie versuchte anzukämpfen: “Sollten wir deshalb zusammen bleiben? Damit ihr mich wieder runtermachen könnt?” “Gene-”, fing Nea besänftigend an, doch mit einem finsteren Blick brachte ihre Schwester sie zum Schweigen. “Nichts da mit >>Gene, nimm es nicht so ernst< Aranea sprang auf und wollte ihr folgen, doch Scorpius hielt sie fest. “Lass sie doch spinnen! Ist sie ja selbst schuld!”
“Selbst schuld?”, echote Nea, “ihr habt sie doch geärgert! Und du weißt, dass sie sensibel ist!”
“Deshalb macht es ja soviel Spaß!”, grinste Scorp hämisch.
“Du bist so ein Arsch”, erwiderte Aranea trocken und verschränkte die Arme vor der Brust.
“So ist das Leben”, warf Miranda spöttisch ein.
“Das war aber doch etwas zu hart oder? Sie ist doch deine Schwester”, murmelte Adrian etwas zögernd.
Nea nickte zustimmend, doch Scorpius sah Zabini abschätzig an: “Vom Namen her, ja. Aber vom charakter kann sie unmöglich eine Malfoy sein. Diese jämmerliche Heulsuse!”
“Sie ist halt anders. Ist ja nicht ihre Schuld”, gab der andere Junge zurück. Zwar teilte er auch die Meinung, dass sie nicht in diese Familie passte - nichtmal nach Slytherin- aber sie deswegen so herablassend wie einen Schlammblüter zu behandeln?
“Mein Gott, Zabini! Du stehst auf sie, oder?”, kam es belustigt von Miranda und Nea hob skeptisch die Augenbraue und sah, ebenso wie ihr Bruder, zu Zabini.
Dessen Miene war gelassen wie immer: “So ein Blödsinn! Ich besitze nur noch so etwas wie Menschlichkeit!”
“Ach, wir nicht?”, grummelte Miranda und Adrian runzelte die Stirn: “Meinst du das ernst?”
“Du Vollidiot!”, zischte Miss Fletcher und Aranea schmunzelte nur.
Es war ja irgendwie doch ziemlich unterhaltsam.

Immer noch gegen Tränen ankämpfend, lief Imogene in Richtung der Toiletten. sie war in ihrer Familie schon immer das schwarze Schaf gewesen und das ließ man sie auch spüren. Vorallem eben Scorpius. Nea ärgerte sie zwar auch, aber nie wirklich gemein.
Meistens kam die fünfzehnjährige Schülerin damit klar, aber nachdem ihr Nea auch noch Schuldgefühle wegen Grandma eingeredet hatte, war das etwas zuviel.
Sie wischte sich über die Augen und knallte im selben Moment mit jemandem zusammen.
“Hast du keine Augen im Kopf?”, zischte sie, wurde aber sofort verlegen, als sie aufblickte.
“Oh...Albus..sorry, ich hab nicht aufgepasst”, nuschelte die Malfoy und wich seinem Blick verlegen aus.
Albus zog eine Augenbraue hoch und schob sich das letzte Stück seiner Lakritzstange in den Mund.
Wie peinlich!
Albus mochte sie sowieso nicht, weil er glaubte, sie war wie der Rest ihrer Familie.
Und jetzt erwischte er sie heulend.
Das fiel ihm anscheinend auch auf, denn der herablassende Blick wurde weicher.
“Ist etwas passiert?”, fragte er sie ziemlich sanft, was Imogene gar nicht fassen konnte.
Aber auch das war eher im Hintergrund, denn allein der Klang seiner Stimme sorgte dafür, das Imogene hin und weg war.
Ein wenig war es ja wie ein Fluch, es beeinträchtigte ihre Aufmerksamkeit. Sehr.
Also wiederholte Albus seine Frage. Leicht ungeduldig.
“Nein...schon gut. Alles bestens..”, antwortete Imogene abwehrend.
Einige drehten sich nach ihnen um. Natürlich, es war schon eine Sensation- ein Potter und eine Malfoy unterhielten sich, ohne aufeinander loszugehen.
Obwohl es bestimmt Leute geben würde, die behaupteten, Albus hätte sie zum Weinen gebracht.
“Und deshalb weinst du?”, hakte er nach und ließ sie nicht aus den Augen.
Irgendwie war die Kleine ja schon fast süß. Al konnte kaum glauben, dass sie nur ein Jahr jünger war als er. Sie sah aus wie zwölf oder dreizehn.
“ich weine nicht!”, entgegnete Imogene trotzig. Albus musste grinsen. Auch ihr Verhalten erinnerte ihn gerade an ein jüngeres Kind.
“Verstehe”, gab der Schwarzhaarige zurück, “dann ist das also Deko.”
Gene musste schwach lächeln und nickte: “Genau.”
Seine nächsten Worte konnte der Potter selbst kaum fassen, dennoch sprach er sie aus: “Na geht doch. Ein Lächeln steht dir viel besser.”
Die Slytherin blinzelte verdutzt, ehe Röte ihre Wange färbte.
Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte, doch ihr Herz raste wie verrückt.
Wie einfach gestrickt sie doch war.
Verlegen wandte sie den Blick ab und starrte aus dem Fenster.
Betretende Stille trat ein, bis Albus schließlich seine Sprache wiederfand: “Nun..ich muss dann mal weiter..ciao.”
Er drängte sich an ihr vorbei und sie sah ihm nach, bis er außer Sichtweite war.
Schließlich ärgerte sie sich über ihr eigenes Verhalten.
“Ich bin so dumm! Dumm, dumm, dumm, dumm, dumm! Jetzt hält er sicher noch viel weniger von mir!”, stieß sie verärgert hervor. Wieder drehten sich einige zu ihr um.
“Was?”, blaffte sie grimmig und flcühtete nun endgültig zu den Toiletten.

Albus ließ sich auf seinen Platz zwischen Rose und Hugo fallen und seufzte.
Dieser Vertrauensschülermist war so nervig. Er verstand nciht, wie seine Cousine Rose so versessen darauf sein konnte, diesen Posten inne zu haben.
Al machte lieber Unsinn, als ihn zu verbieten. Nun, man konnte wohl nicht alles haben.
“Ich habe gehört, dass wir einen neuen Lehrer für Zauberkunst bekommen. Professor Flitwick ist wohl endlich in Pension gegangen”, erzählte Lily grinsend.
“Wurde ja auch Zeit. Wie alt ist er, vierhundert?”, fragte Hugo schmunzelnd.
Die anderen zuckten die Schultern. Das würde wohl ein Geheimnis für die Ewigkeit bleiben.
“Weißt du auch den Namen des neuen Lehrers?”, wollte Rose wissen, doch Lily schüttelte den Kopf.
“Alice sagt, dass Neville auch noch nichts weiß”, antwortete sie und biss den Kopf ihres Schokofrosches ab.
“Schade, dann wirds wohl ne Überraschung”, meinte Albus und zuckte die Schultern.
Überraschungen war man in Hogwarts gewohnt.
“Wo ist Alice überhapt? Wollte sie nicht mit uns fahren?”, fiel es Hugo ein.
“Ja, wollte sie”, stimmte Lily zu, “aber sie hat wohl irgendwas in die Luft gejagt und muss jetzt bei Neville sitzen.”
“Im Lehrerabteil? Oh Gott, die Ärmste!”, bekundete Albus sein Mitleid. Das musste schrecklich sein.
Von den Weasleys/Potters war wohl jedes Kind froh, keinen Elternteil als Lehrer zu haben. Vor zwei Jahren hatte Hermine zwei Monate Verwandlungen vertreten und das hatte allen gereicht.
“Es war ja nicht mal mit Absicht! Sie hat zwei Zutaten verwechselt beim Zaubertränke üben”, erklärte Lily seufzend und zog den Umhang an.
“Ganz schön unfair. Tut man nichts für die Schule, ist es falsch und andersrum auch”, lamentierte Hugo kopfschüttelnd.
Eltern eben.
Zustimmendes Gemurmel erfolgte.
Eine Weile herrschte Schweigen, in dem Albus mit sich selbst rang.
Er hatte sich nie nähere Gedanken um die Malfoys gemacht. Der Name sagte schließlich alles. Doch Imogenes Anblick vorhin ließ ihn nicht wirklich los. Gab es vielleicht etwas, das er nicht wusste, oder auch nicht nur ansatzweise ahnte?
Sein Blick wanderte zu den beiden rothaarigen Mädchen, von denen er wusste, dass sie gut mit Imogene auskamen.
Er hatte sich schon öfter gefragt, wie es dazu gekommen war.
“Sagt mal”, fing er an und sprach erst weiter, als die Mädchen ihn ansahen, “ich hab vorhin Imogene getroffen.”
Er erklärte ihnen, was passiert war und wurde ziemlcih überrascht von dem, was ihm erzählt wurde.

Imogene hatte vollkommen das Zeitgefühl verloren. Sie ärgerte sich immer noch tierisch darüber, wie sie sich verhalten hatte, war aber höchst erfreut, dass Albus mit ihr gesprochen hatte. Und sie war immer noch bedrückt wegen Scorpius.
Abgesehen davon glaubte sie Mirandas Worten nicht.Mit wem sollte sie denn bitte geknutscht haben? Für sie gab es nur Albus, sonst niemanden. Und das seit drei Jahren. Vielleicht war sie naiv, denn er würde sich doch nie für sie interessieren. Aber sie konnte nicht aus ihrer Haut.
Als er sie damals gerettet hatte- nicht wissend, wer sie war- hatte sie sich in ihn verliebt.
Aranea hatte gemeint, es wäre Dankbarkeit oder Schwärmerei, da sie zu dem Zeitpunkt erst 12 Jahre alt gewesen waren.
Imogene hatte von da an, ihre Gefühle nie mehr erwähnt. Doch deshalb waren sie nicht verschwunden, im Gegenteil. sie wurden inniger, während sie ihn einfach still beobachtete. Und er sie vergaß.
Seufzend strich sie ihre blonden Haare glatt und schnitt ihrem Spiegelbild eine Grimasse.
Zeit, wieder aufzustehen und die Krone zu richten. Lächeln und weiterkämpfen!
Nocheinmal atmete sie durch, dann verließ sie die Toilette und trat auf den Gang.
Dabei rannte sie fast gegen Nea.
“Da bist du ja! Ich hab mir schon Sorgen gemacht! Wir sind gleich da, Herrgott nochmal. Hier ist dein Umhang, zieh ihn an! Und trödel nicht rum”, schimpfte Aranea, lächelte aber leicht.
“Tut mir leid”, kam es von Gene, die sich hastig den Umhang anzog, als der Zug langsamer wurde.

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